Ein Rückblick auf die 150-jährige Vereinsgeschichte
Vorbemerkung:
Anlässlich des 140-jährigen Vereinsjubiläums hat Herbert Mathy, Ehrenmitglied der Musikkapelle, Altbürgermeister und Ehrenbürger von Lautrach, einen ausführlichen Vortrag über die Geschichte der Musikkapelle gehalten. Mit seiner freundlichen Genehmigung werden aus seinem Vortrag Tatsachen und Gegebenheiten Verwendung finden.
Die Geschichte der MKL lässt sich in vier Hauptepochen einteilen. Diese Epochen sind eng verbunden mit Namen von Dirigenten und Vorsitzenden, aber auch mit aktuellem Zeitgeschehen.
Wir wollen beginnen mit den Jahren, die als Gründerjahre bezeichnet werden können, nämlich von 1865 bis 1911.
Die zweite Epoche besteht aus dem 43 (!!!) Jahre dauernden Dirigat von Karl Nägele, von 1911 bis 1954, einer Zeitspanne, in der die Welt und auch die Musikkapelle zwei Weltkriege überleben mussten.
Der dritte Abschnitt von 1954 bis 1989, immerhin auch stolze 35 Jahre, verbindet sich mit zwei Namen, dem Dirigenten Otto Möschl und dem zum ersten Mal gewählten 1. Vorsitzenden Burkhard Mader.
Die vierte Epoche soll mit dem Begriff „Neuzeit“ überschrieben werden und ist geprägt vom Wandel der Kapelle von der traditionellen Blaskapelle in einen den heutigen Erwartungen und Anforderungen entsprechenden Klangkörper.
Die Gründerjahre
Wie oftmals bei Nachforschungen zu geschichtlichen Ereignissen sind auch in Lautrach Aufzeichnungen der Kirchengemeinde sehr hilfreich. Bereits im Jahre 1855 findet sich bei „Ausgaben Fronleichnamsprozession“ ein Posten „Blechmusik“, doch muss davon ausgegangen werden, dass es sich dabei noch nicht um die organisierte Form einer Musikkapelle handelte.
Erst im Jahre 1865 – und damit sind wir beim offiziellen Gründungsjahr – gab es in der Person des Lehrers Albert Schmid einen musikalischen Leiter und auch Ausbilder. Albert Schmid war Lehrer am „Deybach`schen Institut“, einer Bildungseinrichtung vielleicht vergleichbar mit einer heutigen Privatschule mit Internat.
In diese Zeit fällt auch das Ende des Krieges von 1870/71 und es ist bekannt, dass am 12. März 1871 Lautracher Musiker am Friedensfest teilgenommen haben.
Im selben Jahr wird auch die „außerordentliche Dienstleistung des Blasmusikvereins bei Abhaltung des Veteranentages reguliert“.
Was aber ganz bestimmt den Höhepunkt des Jahres 1872 darstellt, ist die Beschaffung einer Vereinsfahne. Diese Fahne „diente“ der Kapelle bis ins Jahr 1990 und hat heute ihren Ehrenplatz im Musikheim.
In der Festschrift „Erinnerungsgabe zum 50. Jahrtag der Gründung des Schutzengelheims“ steht über den Lehrer Albert Schmid geschrieben:
“Der edle Lehrer Albert Schmid machte sich um unsere Anstalt ganz besonders verdient, dass er mit außerordentlicher Liebe den Gesang- und Musikunterricht erteilte.“
Dieses Lob lässt sich zu einhundert Prozent auch auf die Verdienste um die Musik in der Gemeinde übertragen. Im Jahre 1896 verstarb der Gründungsvater der Musikkapelle Lautrach.
Nächster Dirigent wurde im Jahre 1872 Remigius Binda, der die Kapelle immerhin 23 Jahre leitete. Binda war von Beruf Schlossermeister und der Urgroßvater des 2006 verstorbenen Erwin Kobel, ebenfalls Schlossermeister und jahrelang Flügelhornist bei der MKL. Von Remigius Binda sagt man, dass er eine sehr schöne Schrift hatte und Notenbücher von Hand geschrieben hat, was zu der damaligen Zeit gar nicht so unüblich war. Auch wissen ältere Lautracher Mitbürger von dem erwähnten Erwin Kobel, dass in diesen ganz frühen Jahren die Proben auch oftmals bei Binda in der Wohnstube stattfanden. Bis 1895 leitet Remigius Binda die Musikkapelle. Er starb am 19.3.1912. Seine letzte Ruhestätte fand er in Lautrach in dem Grab, in dem auch sein Urenkel Erwin Kobel beerdigt ist.
Der Schneidermeister Ludwig Sauter übernahm danach die Lautracher Kapelle und leitete sie bis 1911. Er ist übrigens nicht verwandt oder verschwägert mit dem Ehrenmitglied Hubert Sauter. Aus seiner Zeit als Dirigent in Lautrach sind keine besonderen Ereignisse oder Sensationen überliefert, aber es gibt aus dieser Epoche das erste Foto, und zwar aus dem Jahre 1904. Immerhin leistete man sich für den Dirigenten und seine acht Musiker auch einen Fähnrich.
Die zweite Epoche der MKL begann im Jahre 1911und damit auch das Zeitalter des Dirigenten Karl Nägele. Gerade mal dreiundzwanzig Jahre jung, sollte er die Geschicke der Kapelle für sage und schreibe 43 Jahre bestimmen. Von Beruf Küfermeister mit eigener Werkstatt – der letzten In Lautrach – liebte er nicht nur die Blasmusik, er spielte auch Geige und leitete zeitweise eine Streicherkapelle. Neben der Begeisterung für die Musik wurde ihm auch ein großer Hang zu Kau- und Schnupftabak nachgesagt und bei Wein, Most und Schnäpschen galt er nicht als Kostverächter. Die Bedeutung seines Wirkens für die MKL darf aber nicht nur an der Anzahl der Jahre gemessen werden, es galt schließlich zwei Weltkriege zu überstehen. Trotzdem kamen die musikalischen Aktivitäten aber nicht völlig zum Erliegen: Es soll Veranstaltungen gegeben haben, bei denen nicht kriegsverpflichtete Musiker aus Illerbeuren und Kronburg ausgeholfen haben. Für die Prozession am Fronleichnamstag des Jahres 1942 gibt es einen Beleg der Kirchenverwaltung „Musikanten a‘ 2 Mark Summe 8 Mark“, also ist wohl davon auszugehen, dass es vier Musiker waren.
Das ganz große Verdienst von Karl Nägele aber war neben dem Erhalt der Kapelle in den Kriegsjahren der Wiederaufbau der Kapelle nach dem Krieg. Ab 1945 lagen für zwei Jahre alle musikalischen Aktivitäten danieder, möglicherweise auch aufgrund von Verboten durch die Besatzungsmächte. Im Jahre 1947 wagte man einen Neuanfang mit der Reaktivierung der Streicherkapelle, die überwiegend Tanz- und Unterhaltungsmusik machte. Auf Initiative von Karl Nägele fanden sich aber die Altmusikanten Kobel, Pfalzer, Wehr, Bergmann, Karrer und Rieder zusammen, um die MKL wiederzubeleben. 1949 wurde im Gasthaus Rößle die Neuaufstellung besprochen und auch die Aufnahme von Jungmusikanten beschlossen. Unser Ehrenmitglied Herbert Mathy weiß aus eigener Erfahrung, wie erstaunlich die Aufnahmebedingungen sein konnten: Als Lehrling bei Spenglermeister Karl Rieder, der gleichzeitig Bürgermeister war, wurde sein Ansinnen Musiker zu werden mit folgender Begründung abgelehnt: „Flüchtlinge wollen wir nicht; die ziehen bald wieder weg, da lohnt sich die Ausbildung nicht. Bewerber als Erben von Besitz in Lautrach sind uns da schon lieber!“ Herbert Mathy wurde trotzdem Musiker und ist es 45 Jahre lang geblieben.
Bei der Fronleichnamsprozession 1950 trat die neue Nachkriegsformation zum ersten Mal wieder ins Licht der Öffentlichkeit und zwar mit immerhin 15 Musikanten. Ein ebenfalls großer Auftritt fand im selben Jahr statt, und zwar anlässlich des Turnfestes des TSV Lautrach/Illerbeuren. Im Festzelt, das an der heutigen Grüntenstraße stand, umrahmte die Kapelle den Festabend und war beim Festzug die einzige Musikkapelle. Ende 1954 trat Karl Nägele aus Alters- und Gesundheits- gründen von der Leitung der MKL zurück. Damit endete das bisher längste, aber wahrscheinlich auch schwierigste Dirigat in der Geschichte unserer Kapelle. Im Mai 1956 verstarb Karl Nägele und fand seine letzte Ruhestätte in Lautrach.
Die dritte Epoche in der Geschichte der MKL ist untrennbar mit dem Namen Otto Möschl verbunden. Er war bereits seit vier Jahren bei der Lautracher Musik und wurde nach dem Rücktritt von Karl Nägele einstimmig zum neuen musikalischen Leiter ernannt. Seine Ernennung kann nur als Glücksgriff für die Kapelle betrachtet werden. Möschl verstand es, sowohl als musikalischer Ausbilder, wie auch Leiter das Niveau der Kapelle in einem Maße anzuheben, dass die MKL sehr bald eine anerkannte und begehrte Kapelle wurde. Am 1. Januar 1960 trat die Kapelle dem ASM bei zum Beitrag von drei D-Mark pro Musiker. Ab dieser Zeit begann auch die Teilnahme an Wertungsspielen. Otto Möschl hatte inzwischen auch drei „Zöglinge“ – so hießen die Jungmusikanten damals – als Klarinettisten ausgebildet. Es waren Reinhard Möschl, Peter Krebs und aus Illerbeuren Walter Saiko. Dem aufmerksamen Leser fällt an dieser Stelle auf: Lautrach war jetzt keine reine Blechmusik mehr.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es auch bei den Auftritten zwar einheitliche Kleidung, meist weißes Hemd, Fliege, dunkle Hose und schwarze Schuhe, aber eine Uniform oder Tracht gab es noch nicht. Das sollte sich ändern: Otto Möschl, wie immer zuversichtlich, schaffte es irgendwie Zuschüsse von Gemeinde und Landkreis aufzutreiben, es gab auch ein paar Spender und den Rest konnte die Kapelle in einer Haussammlung aufbringen. Beim Weihnachtskonzert 1960 wurde die Tracht zum ersten Mal vorgeführt; bis zur Pause spielte man in gewohnter einheitlicher Kleidung und während eines Gedichtvortrages in der Pause zogen sich alle um und marschierten nach der Pause in neuer Tracht unter großem Beifall zum zweiten Teil des Konzertes ein.
Den bisherigen Höhepunkt in ihrer Geschichte erlebte die MKL beim Fest zu ihrem hundertjährigen Bestehen vom 26. bis 28. Juni 1965, als ausrichtender Verein des 13.Bezirksmusikfestes des ASM. Den Rahmen dieser Chronik würde es sprengen, im Einzelnen auf diesen Höhepunkt der Vereinsgeschichte einzugehen. Es sei nur so viel gesagt: Es war ein Fest der Superlative, und wenn es denn zu übertreffen wäre, dann hoffentlich von der 150-Jahrfeier.
Ein ganz anderer, aber sehr wesentlicher Termin war der 13. Januar 1966. An diesem Tag wurde der formal so wichtige Schritt der Vereinsgründung vollzogen. Im Gasthaus Scheel im Schrofen wurde nach geheimer Wahl Burkhard Mader als erster 1.Vorsitzender des Musikvereins Lautrach bekannt gegeben. Die Wahl von Burkhard Mader war sicher das Beste, was der Lautracher Musik passieren konnte, denn mit ihm hatte man einen Mann gewählt, der wie kein anderer dazu geeignet war durch eine 27-jährige Amtszeit den Verein in eine nicht ganz neue, aber doch immerhin veränderte Zeit, zu führen.
Bevor wir uns aber der Neuzeit widmen, noch drei wesentliche Ereignisse im Leben der Kapelle. Wenn man daran denkt, wo in den frühen Jahren überall geprobt wurde, und wenn man sich vorstellen kann, warum ein Gasthaus auch nicht immer die Ideallösung ist, dann kann man auch gut verstehen, dass der Wunsch nach einem eigenen Proberaum bestand. Dieser Wunsch ging durch viel Eigenleistung und mit Hilfe der Gemeinde im Obergeschoss des damaligen Feuerwehrhauses in Erfüllung.
Bis 1978 bestand die Musik in Lautrach, wie in vielen anderen Gemeinden auch, nur aus männlichen Musikern. Dann kamen, von Otto Möschl auf der Klarinette ausgebildet, vier reizende junge Damen, nämlich Silvia Linder, Gabi und Elke Mader und Silvia Sauter, zur Kapelle. Damit hatte Lautrach nicht nur einen größeren Holzsatz, sondern jetzt war auch bei der Musik der Emanzipation die Tür geöffnet.
Einen eher juristisch bedeutsamen Schritt machte man im Jahre 1984: Es erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister und die Kapelle bekam ihren heutigen Namen „Musikkapelle Lautrach e.V.“ So ging man auch formal gut gerüstet in die letzten fünf Jahre der Ära Möschl, denn 1989 legte Otto Möschl den Taktstock in Lautrach nieder. Er hinterließ ein musikalisch und mit dem 1.Vorsitzenden Burkhard Mader auch ein organisatorisch wohlbestelltes Haus zurück und wir begeben uns jetzt in die nächste Epoche der MKL.
Die vierte Epoche der Blasmusik in Lautrach begann mit dem Dirigat von Thomas Feldmeier. Er war schon mehrere Jahre als Posaunist bei der Kapelle und gab seinen Einstand als Dirigent beim Weihnachtskonzert am 25. Dezember 1989. Diese Konzerte am 1. Weihnachtsfeiertag hatten Tradition in Lautrach seit den frühen fünfziger Jahren und waren schon immer ein zuverlässiger Gradmesser für den Leistungsstand der Lautracher Musiker. Zu diesem Konzert einige Zitate aus der Memminger Zeitung: „gelungener Einstand für neuen Dirigenten“, „MKL begeisterte das Publikum“, „…rissen immer wieder zu Beifallsstürmen hin“. Im September 1990 stand das nächste Großereignis an. Im Rahmen des ebenfalls schon zur Tradition gewordenen Gartenfestes, wurde das 125-jährige Bestehen der Kapelle gefeiert. Aus diesem Anlass gönnte sich der Verein eine neue Fahne, da die erste Fahne aus dem Jahre 1872 doch schon etwas in die Jahre gekommen war. Beim feierlichen Festgottesdienst, – musikalisch gestaltet von der Patenkapelle Illerbeuren/Kronburg – wurde die neue Fahne von Pater Rembert Häußler geweiht. Im Rahmen des Festnachmittages wurde Otto Möschl für seine 35-jährige erfolgreiche Tätigkeit als Ausbilder und Dirigent zum Ehrendirigenten der MKL ernannt.
Aber nicht nur eine neue Fahne war fällig gewesen, auch die bis dahin getragenen Tuchhosen zur Tracht wurden 1992 durch Lederbundhosen ersetzt.
Beim Weihnachtskonzert 1992 gab es eine ganz besondere Ehrung: Burkhard Mader wurde für seine 40-jährige Vereinszugehörigkeit, davon 27 Jahre als 1. Vorsitzender, mit einer Ehrenurkunde und der Ehrennadel des ASM geehrt; die Ehrung wurde vom Vizepräsidenten des ASM, Herrn Norbert Radmacher vorgenommen.
Im Frühjahr 1993 allerdings übergab Burkhard Mader sein Amt in jüngere Hände. Mit ihm ging nicht nur der allererste 1. Vorsitzende der Kapelle, sondern auch ein unermüdlicher Musiker und Ausbilder. Als Musiker blieb er der MKL bis 1996 treu. Sein Nachfolger als 1.Vorsitzender wurde der bisherige Stellvertreter Roland Mathy. Er hatte gleich ein recht schwierige Problem zu lösen: Da es Thomas Feldmeier schon immer Richtung Memmingen gezogen hatte, verließ der Dirigent im Sommer 1993 die MKL. Viele Jahre waren ihm danach leider nicht mehr gegönnt, denn er verstarb im August 1996 an den Folgen einer heimtückischen Krankheit. Die Suche nach einem Nachfolger war nicht einfach, doch schließlich konnte im November 1993 Siegfried Wilhelm als neuer Dirigent eingeführt werden. Nur vorübergehend wollte er diese Tätigkeit wahrnehmen, aber es wurden dann immerhin ein ganzes Dutzend Jahre daraus. In diesen zwölf Jahren gab es nicht nur unzählige Auftritte und Konzerte, auch die Reisen nach Castilenti in Italien, nach Hückeswagen im Bergischen Land, nach Borbeck bei Radevormwald und nach Weißenheim in der Pfalz bleiben unvergessliche Erlebnisse. Im Sommer 2005 gab Siegfried Wilhelm mit der Serenade im Schloss Lautrach sein Abschiedskonzert und legte den Taktstock nieder. Wieder einmal begann die Dirigentensuche. Inzwischen war der heutige Vorstand Mathias Wenisch bereits seit einem Jahr im Amt, aber bevor über seine Zeit zu berichten ist, dürfen die Ereignisse und Vorsitzenden der Jahre 1993 bis 2004 nicht unberücksichtigt bleiben. Wie bereits erwähnt, übernahm Roland Mathy das Amt des 1. Vorsitzenden von Burkhard Mader und hatte es bis 1996 inne. Auf ihn folgte Franz Kling, der bis 1999 den Verein leitete und danach folgte, ganz ohne gesetzlich festgelegte Frauenquote, Monika Dorn als erste Frau im Amt des Vorsitzenden. Die Memminger Zeitung vom 5.11.1999 kommentierte: „junge, dynamische Musiker schwingen jetzt das Zepter in der Musikkapelle Lautrach.“ In diese Zeit fiel auch der Beschluss, verdiente Mitglieder der MKL zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Beim Weihnachtskonzert 1999 wurde die Entscheidung bekannt gegeben und im Januar 2000 in die Tat umgesetzt. Neun Musiker wurden in einer eigenen Feierstunde als erste Ehrenmitglieder ausgezeichnet, fünf weitere folgten noch; alle Namen und Bilder der Ehrenmitglieder sind an anderer Stelle in dieser Festschrift aufgeführt. Im selben Jahr wurde auf der Jahreshauptversammlung auch beschlossen, künftig fördernde Mitglieder in die Musikkapelle aufzunehmen; spontan erklärte sich der damalige Bürgermeister Arthur Dorn bereit, als erstes Fördermitglied die Kapelle zu unterstützen. In die Zeit von Monika Dorn fiel auch die Renovierung des Probenraumes. Er konnte im September 2002 in seiner heute noch bestehenden Aufteilung in Betrieb genommen werden.
Bei der Jahreshauptversammlung im März 2004 gab Monika Dorn bekannt, dass sie aus gesundheitlichen Gründen das Musizieren aufgeben müsse und damit auch als Vorsitzende nicht mehr zur Verfügung stehe. Zum neuen 1. Vorsitzenden wurde Mathias Wenisch gewählt, der sich diesem Amt bis heute mit großer Hingabe widmet. 2005 war erst einmal das Dirigentenproblem zu lösen und außerdem wurde beim alljährlichen Oktoberfest das 140-jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Mit Michael Denk hatte man einen musikalischen Leiter gefunden, die neue Tracht konnte vorgeführt werden und mit Ehrenmitglied Herbert Mathy stellte sich am Festnachmittag ein unterhaltsamer Chronist und Kenner der MKL vor. Damit war dieses Ereignis zur Zufriedenheit aller Beteiligten im wahrsten Sinne des Wortes „über die Bühne“ gebracht. Allerdings war das Dirigentenproblem nicht auf Dauer gelöst. Michael Denk war nur bis Herbst 2006 verfügbar und sein geplanter Nachfolger Harald Dengler verbrachte gerade mal den Winter 2006 auf 2007 in Lautrach. Wie sollte es weitergehen? Man musste gar nicht in die Ferne schweifen, denn das Gute lag nahe genug. In der Person von Hermann Mösle, der jahrelang als zweiter Vorsitzender und als erster Trompeter der Kapelle angehörte, hatte man nicht nur ein musikalisches Urgestein, sondern auch ein Eigengewächs gefunden, das wieder Ruhe und Kontinuität in die Lautracher Musik bringen konnte. Zu Beginn des Jahres 2007 wechselte Hermann Mösle vom Musikantenstuhl ans Dirigentenpult. Wer geglaubt hatte, die „einheimische Lösung“ sei lediglich eine Notlösung, sah sich getäuscht. Bereits im Jahr 2008 nahm die Kapelle beim Bezirksmusikfest in Maria Steinbach wieder an einem Wertungsspiel teil. In der Kategorie „traditionelle Blasmusik“ wurde Lautrach Bezirkssieger, und das, obwohl man seit mehr als fünfzehn Jahren keine Wertungsspiele mehr absolviert hatte. Das Musikleben in Lautrach lief wieder in gewohnten, aber keineswegs langweiligen Bahnen. Die jährlichen Auftritte begannen im Februar mit dem Funkenfeuer, gingen über Erstkommunion, Maibaumstellen, Serenade im Schlosspark, Handwerkertage im Bauernhofmuseum und Volkstrauertag bis zum alljährlichen „Highlight“, dem Weihnachtskonzert. Trotz dieser erfolgreichen Dirigententätigkeit war Hermann Mösle aber im Grunde seines Herzens immer mehr ein Trompeter geblieben und so kam es, dass die Messe anlässlich der Generalversammlung im Frühjahr 2011 sein letzter Einsatz als Dirigent war. Er kehrte auf seinen geliebten Stuhl als erster Trompeter zurück und ist an dieser Stelle bis zum heutigen Tag eine Stütze der Kapelle.
Obwohl verfügbare Dirigenten nicht gerade leicht zu finden sind, gelang es unserem 1. Vorsitzenden Mathias Wenisch in der Person von Birgit Wilhelm eine passende Stabführerin für die Lautracher Kapelle zu finden. Den ersten Auftritt mit ihrer neuen Dirigentin hatten die Lautracher Musiker beim Festumzug in Klosterbeuren anlässlich des 51. Bezirksmusikfestes. Doch bekanntermaßen war in Lautrach schon immer das Weihnachtskonzert Gradmesser für die musikalische Leistungsfähigkeit. So soll wieder einmal ein Zitat aus der Zeitung die Antwort geben. In „all-in.de“ vom 29.Dez. 2011 lesen wir: „Mit ihrem traditionellen Weihnachtskonzert im Rössle-Saal bewiesen die Lautracher Musikanten einmal mehr, dass sie mit ihren 42 Aktiven nicht nur quantitativ angewachsen sind. Auf beachtlichem musikalischen Niveau präsentierte sich die Kapelle in prächtiger Spiellaune erstmals unter der souveränen Stabführung von Birgit Wilhelm.“ Im Frühjahr 2013 wagte man sich nach fünfjähriger Pause wieder an ein Wertungsspiel. Aus Sontheim kam man von den Wertungsspielen des ASM Bezirk 6 „mit ausgezeichnetem Erfolg“ nach Hause.
Der aufmerksame Leser hat bei dem Nachnamen „Wilhelm“ sicher gleich aufgemerkt und die Vermutung stimmt: Der Dirigent aus den Jahren 1993 bis 2005 und Birgit Wilhelm sind weitläufig verwandt. Viel interessanter ist jedoch, dass die jetzige Dirigentin, genau wie ihr Namensvetter, auch nur vorübergehend bleiben wollte. Weil aus dem „Vorübergehend“ der neunziger Jahre ein Dutzend Jahre wurden, ist die Musikkapelle Lautrach optimistisch, dass aus dem „Vorübergehend“ von Birgit Wihelm mindestens zwei Dutzend Jahre werden.
Das optimistische Motto, das sich aber auf die unmittelbare Zukunft bezieht, heißt:
ALLE helfen mit und halten zusammen, damit der Musikkapelle Lautrach eine würdige Geburtstagsfeier zum 150-jährigen Jubiläum gelingt.
Hans-Joachim Zabler